Bremen-Liga-Spitzenreiter mit kräftigem Beigeschmack
(Quelle: weser-kurier.de)
Zur Person: Denis Spitzer (32) ist Trainer des Blumenthaler SV in der Fußball-Bremen-Liga. Der Geschäftsführer einer Firma, die Fanartikel sowie Merchandising-Artikel herstellt, ist seit sechs Jahren mit Elena verheiratet.
Mittwoch, 31. Juli: Wie jeden Morgen werde ich durch einen liebevoll gemeinten Sprung ins Bett durch meinen Sohn Noah geweckt. Heute fällt mir das Aufstehen sehr schwer, da wir gestern Abend ein Testspiel gegen den JFV Nordwest hatten und ich danach schlecht einschlafen konnte. Immer wieder gingen mir Szenen des Spiels im Kopf herum. Wir haben diesen Test zwar 5:4 gewonnen. Doch zufrieden war ich nicht. Auf der Arbeit ist viel zu tun. Der FC Bayern München hat mal wieder Fan-Tassen von Serge Gnabry abgerufen. Diese gilt es nun zu produzieren. Zu meinen Kunden gehören neben Bayern München eigentlich alle großen Bundesliga-Vereine. Als großer Fußball-Fan ist es für mich sehr spannend, mit diesen Vereinen zusammenzuarbeiten. Da trainingsfrei ist, lasse ich den Abend gemütlich beim Grillen mit meiner Familie vor unserem neu gebauten Haus in Neuenkirchen ausklingen.
Donnerstag, 1. August: Heute geht es auf der Arbeit vergleichsweise ruhig ab. Der Fokus liegt in meinem Kopf schon beim Training. Auf dem Programm steht das taktische Verhalten beim Angriffs-Pressing. Zu gravierend waren unsere Fehler in diesem Bereich im letzten Test. Immer wieder lasse ich unsere Angriffsreihe die Lauf-Routen ablaufen. Des Weiteren sind Torabschlüsse in verschiedenen Formen an der Tagesordnung. Nach dem Training hat unser Vereinspräsident Peter Moussalli samt sportlicher Leitung mit Rainer Raute und Timo Lochner mich zu einem Gespräch in die Gaststätte Union in Blumenthal geladen. Gemeinsam analysieren wir die Vorbereitungsphase. Wir kommen zu dem Entschluss, dass sie nicht optimal, aber recht ordentlich war. Nun philosophieren wir über eine möglich Startaufstellung für den am Sonnabend stattfindenden Saison-Auftakt daheim gegen Hastedt. Man spürt bei allen Beteiligten eine große Vorfreude auf die neue Saison. Wir haben unseren schon guten Kader mit hochwertigen Spielern verstärkt, die uns hoffentlich weiter Richtung Tabellenspitze bringen werden. Mit Teams wie dem FC Oberneuland und dem Bremer SV wird es trotzdem sehr schwer werden mitzuhalten.
Freitag, 2. August: Ich bringe die Kinder in den Kindergarten in Neuenkirchen. Den beiden kurz beim Spielen mit ihren Freunden zuzusehen, erfüllt mich immer mit sehr viel Freude. Für mich geht es nicht zur Arbeit, sondern zum Sportgeschäft Burdenski Sportswear. Endlich sind unsere neuen Trainingsanzüge gekommen. Die neuen roten Puma-Anzüge sind wirklich sehr cool geworden. Den Blumenthaler Jungs werden sie auf jeden Fall gefallen. Beim gemeinsamen Mittagessen mit meinem Jugendfreund und Trauzeugen Florian Id diskutieren wir die aktuellen Geschehnisse auf dem Transfermarkt. Ganz besonders steht natürlich der mögliche Wechsel von Leroy Sane zum FC Bayern im Zentrum unseres Gesprächs. Uns Familienväter beschäftigt auch der zutiefst beunruhigende Vorfall an einem Frankfurter Bahnhof, bei dem ein kleiner Junge grundlos vor einen einfahrenden Zug gestoßen wurde. Der Gedanke an das dadurch verursachte Leid lässt die ansonsten gute Stimmung schon etwas abklingen. Beim abendlichen Training versuche ich der Mannschaft, den letzten Feinschliff für das morgige Spiel zu geben. Bei dosierter Intensität möchte ich zusätzlich viel Spaß mit einfließen lassen. Morgen geht’s endlich los.
Sonnabend, 3. August: Der Fokus liegt ganz klar auf dem ersten Punktspiel gegen den BSC Hastedt. Obwohl wir 80 Minuten gefühlt 90 Prozent Ballbesitz haben, müssen wir uns am Ende mit einem enttäuschenden 2:2 zufriedengeben. Hastedt kommt zweimal vor unser Tor und gleicht mit zwei Elfmetern noch aus. Viele Spieler müssen einfach noch lernen, zu gewinnen. Wir sind noch nicht so weit wie der FC Oberneuland oder der Bremer SV, dass wir eine Führung dann am Ende auch mal in Ruhe über die Runden bringen. Wir haben sehr viele Akteure wie unseren Torwart Jascha Tiemann oder Jan-Luca Warm in unseren Reihen, die eben erst 20 Jahre alt sind. Da fehlt noch ein bisschen die Erfahrung. Nach dem Match fahren einige Spieler zum Musik-Festival Ferdinands Feld nach Rotenburg, während andere das Festival Maritim in Vegesack besuchen. Dafür habe ich aber leider keine Zeit. Ich bringe meine Frau nach Hamburg zu einem Wellness-Wochenende. Das ist die Belohnung dafür, dass sie in der Vorbereitung die ganze Zeit die Kinder an der Backe hatte. Abends schaue ich mir noch den Supercup zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München an. Ich bin ein wenig über das Spiel der Bayern überrascht. Die Dortmunder haben dagegen auch in der Breite eine Mörder-Qualität in der Offensive und dürften ein ernstes Wort im Kampf um die Meisterschaft mitsprechen.
Sonntag, 4. August: Ich bekomme um 15 Uhr eine WhatsApp von Stefan Freye vom WESER-KURIER. Er gratuliert mir zu einem 5:0-Sieg über den BSC Hastedt. Ich weiß im ersten Moment gar nicht, was los ist. Dann erfahre ich, dass ein Passfoto eines Hastedters fehlte und wir deshalb im Nachhinein die Punkte am grünen Tisch zugesprochen bekommen. Wir sind beim Staffeltag extra darauf hingewiesen worden, das DFB-Net extrem penibel zu pflegen. Seit dieser Saison geht es eben nicht mehr, einen Personalausweis eines Spielers im Spiel vorzulegen. Weil die Hastedter aber nicht beim Staffeltag waren, wussten sie dies nicht. Diese Nachricht stelle ich erst einmal in die WhatsApp-Gruppe unserer Mannschaft. Durch das 5:0 sind wir nun Tabellenführer. So richtig freuen kann ich mich aber über den nachträglichen Sieg nicht. Dieser hat auf jeden Fall einen kräftigen Beigeschmack. Ich schaue mir noch eine Aufzeichnung des Community-Shield-Spiels in England zwischen dem FC Liverpool und Manchester City an, das Manchester im Elfmeterschießen für sich entscheidet. Liverpools Trainer Jürgen Klopp ist ein großes Vorbild für mich. Ich bin aber auch immer sehr neugierig darauf, was sich Manchesters Coach Pep Guardiola so einfallen lässt. Da kann man als Trainer eine Menge lernen.
Montag, 5. August: Wir absolvieren noch eine Trainingseinheit vor dem morgigen Punktspiel beim Bremen-Liga-Konkurrenten TuS Schwachhausen. Mir geht es in erster Linie darum, Einzelgespräche mit den Spielern zu führen, damit diese die Fehler in der Zukunft abstellen. Auch, wenn wir nun Spitzenreiter sind, wissen wir die Situation richtig einzuschätzen. Nach dem Training muss ich noch ein Meeting für morgen vorbereiten.
Dienstag, 6. August: Bei diesem Meeting geht es darum, der Marketing-Abteilung des FC Bayern München eine neue Kollektion für das Oktoberfest in München vorzustellen. Auch wenn ich beruflich viel mit dem deutschen Rekordmeister zu tun habe, werde ich sicherlich kein Fan von Bayern München. Ich bin aber auch kein Anhänger einer anderen Mannschaft, auch wenn ich Werder Bremen aus Lokal-Patriotismus stets die Daumen drücke. Ich sehe mich aber ansonsten als neutral. Peter Moussalli, der am Sonnabend nicht beim Spiel war, fragt mich kritisch, wie wir einen 2:0-Vorsprung gegen Hastedt noch verspielen konnten. Er ist darüber nicht wirklich begeistert. Das geht mir natürlich zu Herzen. Aber ich selbst ärgere mich selbst am meisten darüber. So etwas darf nicht passieren. Wir treffen uns dann zum Punktspiel um 16.30 Uhr am Burgwall. Die „Bremer“ stoßen um 17 Uhr in Schwachhausen dazu. Ich erwarte ein Spiel auf Augenhöhe. TuS-Trainer Benjamin Eta, bei dem es sich um einen ausgewiesenen Fachmann handelt, hat seine Hausaufgaben gemacht.